Die Riester - Lüge
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Prof. Dr. Klaus Jaeger, Professor für Wirtschaftstheorie der Freien Universität Berlin,
soll für die Wirtschaftswoche berechnet haben, wann sich die Riester- Rente wirklich lohnt.
Das macht der Professor aus Berlin ganz einfach: für verschiedene Szenarien (unterschieden
nach Bruttoverdienst, Steuersatz und Kindern) berechnet Jaeger die gezahlten Beiträge, das
Gesamtvermögen nach Renteneintritt mit 67 Jahren, das sich aus einer Durchschnittsverzinsung
der Beiträge von 5 % p.a. ergibt und die Netto- Monatsrente ab diesem Zeitpunkt bei verschiedenen
angenommenen Steuersätzen im Alter. Anschließend teilt er das Gesamtvermögen bei Renteneintritt
durch die ausgezahlte Netto- Monatsrente und - schwupp! - will er errechnet haben, ab welchem
Alter sich Riester lohnt. Dabei kommt er zu dem Ergebnis: "Die Riester- Rente lohnt sich für Sparer
meist erst vom 90. Lebensjahr an." Kein Wunder, angesichts dieser Milchmädchenrechnung!
Schauen wir uns die Rechnung anhand eines Wirtschaftswoche- Beispiels an: ein 30jähriger Riester- Sparer
mit einem Bruttoeinkommen von 52.500 € spart mit Riester 2.100 € p.a. an, bei einem Eigenbeitrag
von ca. 1.221 € p.a. Bei einer Durchschnittsverzinsung von 5 % p.a. freut er sich mit 67 über ein
Gesamtvermögen von 217.114 €, das er in Jaegers Beispiel in Monatsraten von 1.187 € ausgezahlt
bekommt. Bei einem angenommenen Steuersatz von 35,87 % bleiben ihm nach Steuern monatlich 761 €
übrig. Nun rasch das Gesamtvermögen durch den ausgezahlten Betrag teilen (23,78 Jahre), und schon
hat Jaeger den Zeitraum, ab wann sich Riester lohnen soll.
Na, Fehler erkannt? Der gute Professor rechnet hier zwar eine ganze Menge aus, aber ganz sicher
nicht den Zeitpunkt, ab wann sich Riester lohnt. Statt dessen ist der errechnete Zeitpunkt der,
an dem das Kapital des Riester- Kunden aufgebraucht ist und er seine Rentenzahlung auf Kosten der
Versichertengemeinschaft erhält. Ein wesentlicher Unterschied! Denn gelohnt hat sich der Vertrag
für den Beispielkunden bereits nach fünf Jahren. Ab da hat er seine eingezahlten Beiträge nämlich
bereits raus. Und bezieht man das angenommene Gesamtvermögen auf die eingezahlten Beiträge, hat
der Riester- Kunde mit seinem Sparplan eine Rendite von ca. 7,2 % p.a. erzielt. Welcher Kunde würde
sich darüber nicht freuen? Vollends skurril wird die Rechnung des Professors übrigens, wenn man
sich vergegenwärtigt, dass sich Riester ihm zufolge umso weniger lohnen würde, je höher die
Verzinsung des Kapitals und damit das Gesamtvermögen am Laufzeitende wäre!
Angesichts dieser Rechnung, für die sich jedes Erstsemester schämen würde, fällt es fast schon
nicht mehr ins Gewicht, dass die zahlreichen Auszahlungsmodalitäten, die Riester bietet, überhaupt
nicht mehr berücksichtigt werden. So verändert sich die Rechnung völlig, wenn der Sparer früher als
mit 67 in Rente geht oder sich möglicherweise 30 % seines angesparten Kapitals förderunschädlich
zu Beginn der Rentenphase auszahlen lässt.
"imi"- Fazit: eine peinliche Vorstellung für den Professor aus Berlin und die Wirtschaftswoche,
die auf seine obskuren Berechnungen reingefallen ist. Unverantwortlich ist es jedoch, mit solchen
Artikeln den Endverbrauchern Sand in die Augen zu streuen und sie von dringend notwendiger
Altersvorsorge abzuhalten. Denn für viele Verbraucher besteht die Alternative zu einem Riester-
Sparplan nicht in einer anderen Sparform, sondern in einem neuen Sofa, einer neuen Uhr, Schuhen
oder einem teureren Urlaub. Schöne Sachen, die ihre Versorgungslücke im Alter allerdings nicht
schrumpfen lassen.
Aus "investment intern", imi 17/09